Geschichte des djb
Im Einsatz für Gleichberechtigung seit mehr als 75 Jahren
Der Deutsche Juristinnenbund e.V. (djb) hat seit seiner Gründung in Dortmund im Jahr 1948 die rechtspolitische Debatte im Sinne von Frauen geprägt. Vieles, was heute selbstverständlich ist, wurde unter großem ehrenamtlichen Einsatz unserer Kolleginnen realisiert.
Zu den Pionierinnen des djb gehört Elisabeth Selbert, die im Parlamentarischen Rat für die Aufnahme des Gleichberechtigungsgrundsatzes im Grundgesetz sorgte. Erste erfolgreiche Kampagnen des djb in den 1950er Jahren richteten sich gegen patriarchale Regelungen wie beispielsweise den Stichentscheid des Vaters im Falle von Meinungsverschiedenheiten der Eltern und die sogenannte Zölibatsklausel. Diese sah vor, dass Beamtinnen nach ihrer Heirat aus dem Dienst entlassen wurden.
Außerdem hat der djb sich dafür eingesetzt, dass die Vergewaltigung in der Ehe 1997 strafbar wurde und das Sexualstrafrecht im Sinne der Forderung „Nein heißt Nein“ im Jahr 2016 reformiert wurde. Die Quote im Ersten Führungspositionengesetz 2015 von 30 Prozent für die Aufsichtsräte der börsennotierten und gleichzeitig voll mitbestimmten Unternehmen wurde über Jahre mit dem djb-Projekt „Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung“ vorbereitet. Bis 2022 wurden Ärzt*innen in § 219a StGB kriminalisiert, wenn sie öffentlich über die von ihnen praktizierten Methoden des Schwangerschaftsabbruchs informiert haben. Der djb hat durch zahlreiche Stellungnahmen und Sachverständigenanhörungen wesentlich zur Abschaffung dieser Vorschrift beigetragen. Weitere wichtige Meilenstein, die der djb maßgeblich begleitet hat, waren die Einführung der „Ehe für Alle“ 2017 und die Einführung des dritten Geschlechtseintrags „divers“ im Personenstandsrecht 2018.
Die Kampagne "100 Jahre Frauen in juristischen Berufen" feierte 2022 das „Gesetz über die Zulassung der Frauen zu den Ämtern und Berufen in der Rechtspflege“ vom 11. Juli 1922 (Reichsgesetzblatt 1922 I, S. 573), das endlich die formalen Hindernisse beseitige und Frauen Zugang zum Staatsexamen und schließlich zu den juristischen Berufen gewährte.
Mit seiner Ausstellung "Jüdische Juristinnen und Juristinnen jüdischer Herkunft" porträtiert der djb 17 Frauen, die viele weitere jüdische oder von den Nationalsozialisten als jüdisch verfolgte Juristinnen der ersten Juristinnengeneration repräsentieren. Drei von ihnen (Dr. Marie Munk, Dr. Margarete Mühsam und Dr. Margarete Berent) gründeten 1914 gemeinsam mit Dr. Marie Raschke den Deutschen Juristinnen-Verein e.V. (DJV), als dessen Nachfolgeorganisation sich der djb versteht.
Ein Überblick über die Themen, die den djb beschäftigt haben, gibt eine Liste aller veröffentlichten Pressemitteilung und Stellungnahmen seit 1948 (Stand: Juni 2023).
Präsidentinnen des djb
Die Vorsitzenden bzw. Präsidentinnen des djb von 1948 bis heute (bis zum Inkrafttreten der aktuellen Satzung 2001 hieß die Präsidentin 1. Vorsitzende):
- Ursula Matthiessen-Kreuder (geb. 1959), Rechtsanwältin, Präsidentin seit 2023.
- Prof. Dr. Maria Wersig (geb. 1978), Professorin an der Fachhochschule Hannover, Präsidentin von 2017 bis 2023.
- Ramona Pisal (geb. 1957), Präsidentin des Landgerichts, Potsdam, Präsidentin von 2011 bis 2017.
- Jutta Wagner (geb. 1949), Rechtsanwältin und Notarin, Präsidentin von 2005 bis 2011.
- Margret Diwell (geb. 1951), Rechtsanwältin, Präsidentin des Berliner Verfassungsgerichtshofs (2007-2012), Präsidentin von 2001 bis 2005.
- Prof. Dr. Ursula Nelles (geb. 1949), Rektorin der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, 1. Vorsitzende von 1997 bis 2001.
- Ursula Raue (geb. 1943), Rechtsanwältin, 1. Vorsitzende von 1993 bis 1997, Ehrenpräsidentin.
- Antje Sedemund-Treiber (geb. 1936), Präsidentin des Bundespatentgerichts i.R., 1. Vorsitzende von 1989 bis 1993, Ehrenpräsidentin.
- Renate Damm (geb. 1935), Rechtsanwältin, 1. Vorsitzende von 1983 bis 1989, Ehrenpräsidentin.
- Dr. Annelies Kohleiss (1919-1995), Vorsitzende Richterin am Landessozialgericht, 1. Vorsitzende von 1981 bis 1983.
- Dr. Lore Maria Peschel-Gutzeit (1932-2023), Rechtsanwältin / Senatorin a.D., 1. Vorsitzende von 1977 bis 1981, Ehrenpräsidentin.
- Helga-Christa Partikel (geb. 1926), Ministrialrätin a.D., 1. Vorsitzende von 1969 bis 1975.
- Dr. Hertha Engelbrecht (1922-2012), Regierungsdirektorin, 1. Vorsitzende von 1965 bis 1967, Ehrenvorsitzende.
- Charlotte Graf (1908-1968), Rechtsanwältin, 1. Vorsitzende von 1963 bis 1965.
- Dr. Renate Lenz-Fuchs (1910-2001), Notarin, 1. Vorsitzende von 1960 bis 1963, von 1967 bis 1969 und von 1975 bis 1977, Ehrenvorsitzende.
- Dr. Agnes Nath-Schreiber (1904-1975), Rechtsanwältin, 1. Vorsitzende von 1958 bis 1960.
- Hildegard Gethmann (1903-1988), Rechtsanwältin und Notarin, Vorsitzende von 1948 bis 1958, Ehrenvorsitzende.