Pressemitteilung: 08-13


Der Deutsche Juristinnenbund feiert im Deutschen Bundestag sein 60-jähriges Bestehen

Pressemitteilung vom

Der Deutsche Juristinnenbund (djb) feierte heute seinen 60. Jahrestag im Deutschen Bundestag. djb-Präsidentin Jutta Wagner eröffnete die Veranstaltung im großen Protokollsaal direkt oberhalb des Plenarsaals. Sie stellte fest, dass sich zwar für Frauen im Verlauf der letzten 100 Jahre viel verändert habe, aber ein Verband, der sich für die Gleichberechtigung der Frauen einsetze, – leider – nicht überflüssig geworden sei. Die schon zum 40. Geburtstag des djb erhobene Forderung nach differenzierten Quoten sei immer noch hochaktuell, da Gleichberechtigung in vielem zwar gesetzlich geregelt, aber keineswegs gelebter Alltag sei. Vor allem in Führungspositionen - sieht man davon ab, dass wir heute eine Bundeskanzlerin an der Spitze der Regierung haben – gibt es immer noch viel zu wenig Frauen. Es war die damalige Präsidentin des Deutschen Bundestages Rita Süßmuth, die in ihrer Festrede eine „appellative Politik“ rügte, die immer nur gute Absichten deklamiere, aber nichts bewirke. Von ihr stammt das Zitat: „Wer die Quote nicht will, muss beweisen, dass er ohne sie auskommt. Auf den Beweis bin ich gespannt.“ "Dem ist nichts hinzuzufügen außer dem festen Willen des Deutschen Juristinnenbunds, weiterzumachen.", so Präsidentin Jutta Wagner.

Die Vizepräsidentin des Bundestages Gerda Hasselfeldt, MdB verband ihre Glückwünsche zum 60. Geburtstag mit herzlichen Worten des Dankes für das unermüdliche Engagement, mit dem die Juristinnen "insbesondere in der Praxis gewonnenes Wissen in die Gesetzgebung einbringen". Der djb sei den "Parlamentariern als ein unabhängiger und kritischer Fachverband unverzichtbarer Ratgeber bei wichtigen Reformvorhaben". Es sei deutlich, dass "sich die Geschichte des Juristinnenbunds als eine Chronik der Emanzipation in der Bundesrepublik" lese.

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hob hervor, dass der Geburtstag des DJB in einer Reihe mit wichtigen frauenpolitischen Jubiläen stehe: 100 Jahre Freuenstudium in Preußen, 90 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland und 60 Jahre Parlamentarischer Rat mit seiner Grundentscheidung für die Gleichberechtigung. In der Politik sei die Gleichstellung der Frauen inzwischen weitgehend erreicht, anders sehe es in den Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft aus. Deutschlands Chefetagen könne mehr Frauenpower gut gebrauchen.

Gisela von der Aue, Senatorin für Justiz des Landes Berlin, warf einen Blick in die Vergangenheit, auf die frauenpolitische Arbeit von Juristinnen in den letzten neun Jahrzehnten. Sie verdeutlichte die Schwierigkeiten, mit denen Frauen in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zu kämpfen hatten, wenn sie möglichst gleichberechtigt mit den Männern einem juristischen Beruf nachgehen wollten, am Beispiel von Marie Munk, die 1924 am Amtsgericht Berlin-Charlottenburg zur ersten Richterin Deutschlands wurde.

Anlässlich der Jubiläumsfeier ernannte der Verband drei frühere 1. Vorsitzende zu Ehrenpräsidentinnen: Rechtsanwältin Dr. Lore-Maria Peschel-Gutzeit, Senatorin für Justiz in Berlin und Hamburg a.D., Rechtsanwältin Renate Damm und Präsidentin des Bundespatentgerichts a.D. Antje Sedemund-Treiber. Im Namen der drei Ehrenpräsidentinnen dankte Dr. Peschel-Gutzeit der Präsidentin Jutta Wagner. Alle drei hätten unabhängig von einander erkannt und verwirklicht: "Ein Vorankommen gibt es nur im Wechsel, eine Ersitzung von Positionen ist generell schwer und schwerer geworden, für Frauen aber nahezu unmöglich. Lebenslanges Lernen, Freude am Wechsel, Lust auf Neues ist wirklich angesagt, will Frau in Positionen gelangen, in denen sie etwas erreichen, etwas bewegen kann."

Die anschließende Podiumsdiskussion zwischen Prof. Dr. Dr. Jutta Limbach, Prof. Dr. Susanne Baer und Dr. Claudia Schöler, moderiert von Prof. Dr. Heide Pfarr zeigte: im djb fühlen sich alle Generationen aufgehoben und gefordert.