Dr. Ingrid Guentherodt

Illustration von Dr. Ingrid Guentherodt © djb/ Artwork by Design Studio B.O.B. Sistori & Friedeberg GbR
6. Juni 1935 - 4. Februar 2020
Dr. Ingrid Guentherodt war Sprachwissenschaftlerin und hat sich beruflich und privat zeitlebens unter anderem für feministische Themen und für die Erforschung der Beiträge von Frauen in der Wissenschaft eingesetzt.
Ihr besonderes Thema war die Sprache, vor allem auch die Rechts- und Verwaltungssprache. Gemeinsam mit Senta Trömel-Plötz, Marlis Hellinger und Luise F. Pusch veröffentlichte sie im Jahr 1980 die „Richtlinien zur Vermeidung sexistischen Sprachgebrauchs“. Für die Rechts- und Verwaltungssprache entwickelte Ingrid Guentherodt Vorschläge, wie diese nach feministisch-sprachlichen Gesichtspunkten umgestaltet werden könnte. Damit ist sie für heutige Diskussionen über geschlechtergerechte und inklusive Rechts- und Verwaltungssprache gemeinsam mit den genannten Kolleginnen eine Wegbereiterin.
Seit Ende der 1980er bis Anfang der 1990er Jahren beschäftigte sich Ingrid Guentherodt vor allem intensiv (viele Archivreisen nach Polen, Vorträge, Veröffentlichungen) mit den Arbeiten und Biographien von Maria Cunitia (Astronomin) und Maria Sybilla Merian (Naturforscherin und Künstlerin). Diese Aktivitäten setzte sie auch nach ihrer Pensionierung fort. Die so entstandenen Arbeiten sind grundlegende Beiträge zur Neubewertung der beiden frühneuzeitlichen Wissenschaftlerinnen.
Ingrid Guentherodt wurde in Eschwege geboren. Sie war die älteste von drei Schwestern. Ihr Vater Kurt Joachim Guentherodt starb im Krieg 1940 in Frankreich, ihre Mutter Gudrun Guentherodt geb. Döhle zog alleinerziehend ihre Kinder auf.
Nach einer prägenden Zeit als AuPair in den 1950er Jahre in Frankreich studierte Ingrid Guentherodt Französisch, Englisch und Spanisch im Übersetzungsstudium an der Universität Mainz, das Studium schloss sie im Jahr 1959 ab. Sie erhielt ein Fulbright Reisestipendium und nahm eine Tätigkeit an der University Texas (1960–1963) auf, wo sie im Jahr 1963 auch promoviert wurde. Es folgten Tätigkeiten am Manhattanville College (1963–1965), an der Université de Nancy (1965–1967), der University Hawaii (1967–1969) und University Kansas (1969–1972). Ab 1972 war sie als Akademische Oberrätin an der Universität Trier tätig.
Privat war sie vielseitig interessiert, reiste gern und viel, interessierte sich für Kunst und war fachlich und privat durch langjährige Freundschaften zeitlebens eng mit Frankreich und vor allem den Vereinigten Staaten von Amerika verbunden, deren feministische Linguistik sie auch inspiriert hatte.
Dr. Ingrid Guentherodt war Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft, im Deutschen Akademikerinnenbund, der Gesellschaft für Wissenschafts-Geschichte und im Arbeitskreis Barockforschung.
Publikationen zur Rechts- und Verwaltungssprache
Guentherodt, Ingrid / Hellinger, Marlis / Pusch, Luise F. / Trömel-Plötz, Senta (1980): Richtlinien zur Vermeidung sexistischen Sprachgebrauchs. In: Linguistische Berichte 69, S. 15 ff.
Guentherodt, Ingrid (1980): Behördliche Sprachregelungen gegen und für eine Gleichbehandlung von Männern und Frauen. In: Linguistische Berichte 69, S. 22 ff.
Guentherodt, Ingrid (1983/84): Androzentrische Sprache in deutschen Gesetzestexten und der Grundsatz der Gleichbehandlung von Männern und Frauen. In: Muttersprache 94, S. 271 ff.