Pressemitteilung: 15-22


Frauen bei BMW: „Gestalten Sie mit uns die Zukunft“

Pressemitteilung vom

Mit der Hauptversammlung der BMW AG in München setzt der Deutsche Juristinnenbund e.V. (djb) die von ihm initiierte Aktion „European Women Shareholders Demand Gender Equality“ heute fort. Im Rahmen des Projektes stellt der djb durch Ramona Pisal, Präsidentin des djb, kritische Fragen zum Anteil der Frauen in Führungspositionen bei BMW.

BMW hat derzeit einen Anteil von 25 Prozent Frauen im Aufsichtsrat. Mit dem aktuellen Wahlvorschlag könnten es 30 Prozent werden. Mit Blick auf den Aufsichtsrat wären damit die Vorgaben des Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst erfüllt. Im Vorstand ist eine von acht Positionen mit einer Frau besetzt. 11,4 Prozent Frauen in Führungspositionen sind es in Deutschland. 15 bis 17 Prozent werden bis 2020 angestrebt. Eine bescheidene Zielvorgabe, allerdings ist auch der Frauenanteil von 14,8 Prozent aktuell nicht höher. Ein Blick in die Zukunft lässt auf weiblichen Nachwuchs hoffen: Im Traineeprogramm beträgt der Frauenanteil bereits über 50 Prozent und bei den studentischen Förderprogrammen sind mehr als 27 Prozent der Teilnehmer weiblich (Geschäftsbericht 2014). Ob sich daraus mehr Frauen für das Unternehmen und für Führungspositionen entwickeln, wird nachzuhalten und zu evaluieren sein.

„Erster einer neuen Zeit“ – mit diesem selbstbewussten Slogan richtet BMW den Blick nach vorn und formuliert damit einen Anspruch wie ein Versprechen. Der noch Vorstands- und künftige Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Reithofer hat für den Generationswechsel mit Harald Krüger „seinen Mann“ als Nachfolger ausgewählt.

Pisal: „Mit den Aufsichtsratspositionen alleine ist es nicht getan. Wir nehmen BMW beim Wort getreu dem Motto im Imagefilm „Gestalten Sie mit uns die Zukunft“. Dort kommen überwiegend Frauen zu Wort. Mit dem Generationswechsel sehen wir auch einer modernen Culture of Leadership entgegen, so dass Harald Krügers ‚Mann’ dann eines Tages hoffentlich eine Frau ist.“

 

Hintergrund

Das am 6. März 2015 im Bundestag verabschiedete „Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst“ legt u.a. eine feste Quote von 30 Prozent Frauen für die Aufsichtsräte der circa 100 größten deutschen Unternehmen fest. Der djb begrüßt die Frauenquote grundsätzlich als einen wichtigen ersten Schritt zur Verwirklichung der im Grundgesetz und auf europäischer Ebene garantierten Gleichstellung der Frauen. Die Größenordnung ist aber wenig ambitioniert. Gefordert wird daher weiterhin eine Frauenquote von mindestens 40 Prozent für Aufsichtsräte, Vorstände und alle Führungspositionen.

Dies wird auf europäischer Ebene ähnlich gesehen. Der derzeit verhandelte Entwurf der EU-Richtlinie zur „Gewährleistung einer ausgewogeneren Vertretung von Frauen und Männern unter den Mitgliedern der Unternehmensleitung börsennotierter Gesellschaften und über damit zusammenhängende Maßnahmen“ sieht die vom djb geforderte Zielquote von 40 Prozent vor. Allerdings wurde mit Art. 4b) dort kürzlich eine „Flexibilitätsklausel“ eingefügt, die es den Mitgliedstaaten erlaubt, diese Zielquote unter bestimmten Bedingungen auszusetzen. Darauf könnte Deutschland sich jetzt berufen, denn dafür soll eine verbindliche Quote von 30 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten ausreichen.

Das vom djb initiierte Projekt „European Women Shareholders Demand Gender Equality“ erhielt 2014 von der Europäischen Kommission neben 16 weiteren europäischen Projekten den Zuschlag für eine Förderung nach dem PROGRESS-Programm. Es wird kofinanziert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), dem Ministerium für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt und der Finnischen Handelskammer. Zu den Projektpartnern gehören neben dem djb: die vier Juristinnenorganisationen European Women Lawyers Association (EWLA), EWLA Bulgarien, Association française des femmes juristes (AFFJ), der Ungarische Anwältinnenverband sowie die Finnische Handelskammer und die Universität von Westengland. Die Hochschule Magdeburg Stendal ist für die Medienarbeit zuständig.

Juristinnen und andere Fachfrauen besuchen seit Beginn des Jahres in elf EU-Mitgliedstaaten circa 100 Hauptversammlungen großer börsennotierter Aktiengesellschaften. In den Beneluxstaaten, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien und Spanien müssen sich die im EURO STOXX 50 notierten Unternehmen den kritischen Fragen der Juristinnen stellen, in Bulgarien, Ungarn und dem Vereinigten Königreich sind es die im BUX-, SOFIX- und FTSE-notierten Unternehmen.

Das Projekt schließt an das vom BMFSFJ geförderte deutsche Projekt „Aktionärinnen fordern Gleichberechtigung“ an und setzt es europaweit fort. Mitglieder des djb und andere Aktionärinnen haben von 2009 bis 2013 insgesamt 300 Hauptversammlungen börsennotierter Aktiengesellschaften in Deutschland besucht und von ihrem Auskunftsrecht Gebrauch gemacht. Die Antworten der Aufsichtsräte und Vorstände auf die Fragen nach den Frauen in Führungspositionen des Unternehmens sind ausgewertet und in vier Studien veröffentlicht worden.